Die Historie des Musikverein Gehrden

1920-1939

Seit wann eine Blasmusik in Gehrden existiert konnte an Hand von Aufzeichnungen in der "Pfarrchronik Gehrden" sowie Veröffentlichungen in den Tageszeitungen „Brakeler Anzeiger -Nethegau- und Weserzeitung-„ (erschien bis 1943) und im „Warburger Kreisblatt“ nachgewiesen werden.

Weiterhin existieren mündliche Überlieferungen ehemaliger Musiker und Personen, denen die Anfangsjahre des musikalischen Auftretens und Wirkens noch in Erinnerung waren. In einem Artikel des Brakeler Anzeigers vom 27. Januar 1922 lesen wir folgendes:

„Nach jahrelangen Bemühen ist es gelungen, hier ein schönes Jugendheim zu errichten. Durch gründlichen und mit mancherlei bautechnischen Schwierigkeiten verbundene Umbau des alten Rathauses ist es entstanden. Am Sonntag, den 30. d. Mts. 6 Uhr (18.00 Uhr) soll es eingeweiht werden. Bei der Feier kommt im ersten Teil zur Aufführung das Weihnachts-Oratorium von Müller mit lebendigen Bilden; im zweiten Teil werden mehrere muntere Theaterstücke gespielt. Unsere Musikkapelle wirkt mit. Am Mittwoch, den 2. und Sonntag den 6. Februar werden die Aufführungen zu gleicher Stunde wiederholt – Möge durch Gottes Gnade das Jugendheim eine Quelle reichen Segens für unsere Gemeinde werden! – Gleichzeitig mit dem Umbau des Inneren wurde auch das Äußere des nach dem großen Brande von 1730 erbauten Rathauses einer durchgreifenden Renovierung unterzogen. Es hat auch ein harmonisches Farbenkleid nach den für die schmucken niedersächsischen Fachwerkhäuser geltenden Regeln erhalten, sodaß es jetzt eine Zierde des Ortes ist.“

So sind ab 1922 Gehrdener Musikanten nachgewiesen, die in den Folgejahren bei kirchlichen Festen, Gottesdiensten und Prozessionen mitwirkten, bei Schützenfesten, Bällen oder sonstigen Festen, Feierlichkeiten und Anlässen wie zu Auf- und Ausmärschen der Schützen, der Kriegervereine, der Feuerwehr in Gehrden selbst und den umliegenden Orten aufgespielten.

Es ist davon auszugehen, dass sich junge Männer bereits vor 1922 zusammen gefunden haben müssen, denn Instrumente waren zu beschaffen und es war zu proben. Aus dem Stand wird es sicherlich nicht möglich gewesen sein, überhaupt an der Einweihungsfeier des Jugendheimes (im Januar 1922) musikalisch mitzuwirken; um einen Auftritt auszuführen und diesen dann halbwegs zu überstehen, bedarf es eines gewissen Repertoires, und das setzt nun mal nicht nur ein gewisses Maß an Routine, sondern vor allem Übung voraus. Ob der damalige in Gehrden amtierende, kunstsinnige Pfarrer Josef Halsband möglicherweise den Anstoß zu Gründung einer Blasmusik in Gehrden gab, lässt sich nicht schlüssig nachweisen. Ein Gründungsprotokoll wird es nicht gegeben haben und liegt auch nicht vor, da der Zusammenschluss zu einer Musiziergemeinschaft zu der damaligen Zeit zwar gemeinsame Interessen verfolgte, aber in keiner Weise vereinsmäßig strukturiert war.

Das Musizieren war auf der einen Seite eine sinnvolle und kreative Freizeitbeschäftigung und darauf ausgerichtet, gerade in Zeiten wirtschaftlicher Not insbesondere in der wirtschaftlichen Notzeit nach dem 1. Weltkrieg, auf der anderen Seite aber auch eine andere Art und Weise nebenbei Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen oder sich in Naturalien, d.h. mit Lebensmittel, wie Mettwurst, Speck, Schinken oder Getreide, bezahlen zu lassen. Die Musiker machten schlicht wie es so schön heißt „Musik gegen Geld“, wenn es auch nicht immer klingende Münzen waren und was auch heute noch im Jargon als „MUGGE“ bezeichnet wird.

Erste Auskunft über die Besetzung der Kapelle gibt uns wohl das älteste Foto aus dem Jahre 1923 , auf dem 11 Musiker zu sehen sind. Bekannt ist auch, dass sich in den 20iger Jahren die Blaskapellen Frohnhausen, Gehrden und auch Niesen gegenseitig aushalfen oder gemeinsam aufspielten.

Die Musikproben fanden gewöhnlich in der Schusterstube von Johannes König, der Schreinerwerkstatt von Wilhelm Pieper, gen. Schrienekes Wilhelm, oder in den Wintermonaten –weil es dort warm war- in der Backstube von Josef Meyer, auch bekannt unter dem Namen „Backefricken“ und zeitweise im Gasthof "Zur Linde", Inhaber Wilhelm Scheele bzw. bei Bernhardine Scheele, besser bekannt als Scheelen Tante Dieneken, statt.

Auf den Schützenfest in Gehrden im Juli 1939 spielte die Kapelle letztmalig auf. Während des Zweiten Weltkrieges ruhte die musikalische Arbeit.

1945-1972 1972-1994 1994 bis 2007